385 x 275
mmMaterial / Technik:
Kohle gewischt, Bleistift, unter Verwendung des Lineals, Farbstift in Rot, Ritzkonturen, fixiert, auf chamoisfarbigem, am Rand l. und u. perforiertem Zeichenpapier
Bezeichnung:
Bez. r. u. „Baumeister/28“
Eigentümer / Besitzer:
Duisburg, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Inv. Nr. 706/800 (erworben 1958)
GND-Link:
Baumeister, WilliAusstellung / Katalog
Recklinghausen, Kunsthalle, 20. Jahrhundert aus dem Besitz des Kunstmuseums Duisburg, 1958, Kat. Nr. 15 - Düsseldorf, Kunsthalle, Handzeichnungen des 20. Jahrhunderts, 1968, Kat. Nr. 5
Bemerkung
Vgl. das Gemälde „Les Nageurs“ Abb. S. 19 in: Grohmann, Paris, 1931, peintres nouveaux.
238 und 239:
Die beiden Blätter gehören in den Kreis der Sportbilder. Sie zeigen jeweils Figuren an einer Sprossenleiter und sind thematisch mit Kompositionen Schlemmers vergleichbar. In den Zeichnungen der folgenden umfangreichen Gruppe wird die Thematik „Figur“ und „Sport“ stilistisch völlig anders vergegenwärtigt. Während die konstruktivistische Formensprache Figur und Umraum flächig zerlegt und verschiedene Ansichten ermöglicht hatte, wird in den folgenden Blättern der menschlichen Gestalt mehr Plastizität verliehen. Der Bildgrund wird als Tiefenraum erfahrbar. Baumeister knüpft hiermit teilweise an seine Arbeiten von 1912 (und später) an; besonders offensichtlich ist die Nähe zu den Ölgemälden G 271, 272, 277 und der „Läuferin“ von 1927. Die Werke spiegeln einen künstlerischen Konflikt wider, der B. sicherlich bewußt war.
Während die Kompositionen „Handstand“, „Läuferin“, „Frauen im Turnraum“ etc. jeweils Bewegungsabläufe visualisieren sollen, ist Baumeisters Stil hier eher gekennzeichnet durch Festigung, Erstarrung und plastische Kompaktheit. Es entsteht eine merkwürdige Form von Überrealismus, der sich auch in der Vorliebe für eher nebensächliche Details äußert. Die formale Reduktion ist zugunsten einer schmückenden Anreicherung aufgegeben worden. Neben Ähnlichkeiten mit Arbeiten Oskar Schlemmers, wie sie in Repoussoirfiguren oder großen Köpfen im Profil auftauchen, sind u.a. Parallelen zu Léger und Picasso festzustellen. Die Formulierung, die B. hier gefunden hatte, schien ihm später nicht mehr angemessen zu sein und veranlaßte ihn, fast alle ihm erreichbaren Ölbilder und Zeichnungen dieses Stils zu vernichten. Das zeichnerische Material, das hier vorgestellt wird, befindet sich zumeist in Privat- oder Museumsbesitz.
letzte Änderung:
2019-10-26